Nachdem wir im Blog-Artikel letzte Woche die erste Stufe auf unserem Weg zum profitablen Trader erklommen haben und den Dunning-Kruger-Effekt kennengelernt, landeten wir am Ende auf der zweiten Stufe, stellten fest: „Ups, Trading ist doch nicht so einfach…“
Zur Erinnerung noch einmal die Grafik, welche den Dunning-Kruger-Effekt im Trading ganz gut illustriert:
Auf der Stufe der bewussten Inkompetenz beginnt der Trader damit, sich alles an Wissen anzueignen, was auf dem Markt verfügbar ist:
er kauft zig Bücher die er in Rekord-Zeit durcharbeitet und durchforstet Google und soziale Medien nach den neusten Erkenntnissen und „Moden“ (plump: „Gestern Markttechnik, heute Market Profile, morgen Mond-Zyklen“), zu welchen es sich dann mit den entsprechenden, selbsternannten Experten auf den jeweiligen Gebieten gilt auszutauschen.
In diesem Stadium unterliegen Trader der Idee, dass dort draußen bestimmt irgendwo ein Experte sitzen muss, der den heiligen Trading-Gral bereits gefunden hat (was ehrlich gesprochen nachvollziehbar ist, schaut man sich den Lifestyle einiger angeblicher „Trading-Millionäre“ in sozialen Medien an…).
Stellt sich allerdings nach kurzer Zeit keine Besserung hinsichtlich der eigenen Handelsergebnisse ein, beginnt der Anfänger, die Schuld hierfür in den unzulänglichen Trading-Büchern zu suchen oder aber bei den schlechten Informationen und Entscheidungen, die andere für ihn getroffen haben.
Er stellt die Kompetenz von anderen Tradern in Frage, die seiner Meinung nach ihren Input in Buch- und/oder Seminar-Form anbieten müssen, weil sie nur darüber ihr Geld verdienen können, sich mit Trading selbst kein Geld verdienen lässt, usw.
Apropos…😊
Unterm Strich bleibt festzuhalten: der bewusst Trading-Inkompetente sucht die Schuld für seine Verluste im Trading nicht bei sich selbst, primär weil er zwar in der Lage ist, intuitiv richtig zu handeln bzw. »Richtiges« von »Falschem« zu unterscheiden, aber nicht analysieren kann, warum etwas ist, wie es ist.
In der Nachbetrachtung werden viele Trader feststellen, dass die Stufe der »bewussten Inkompetenz« die gefährlichste und zudem wohl auch kostspieligste war.
Nichtsdestotrotz ist diese Stufe des Lernens unabdingbar für den langfristigen Erfolg im Trading war und lässt sich nicht überspringen.
Aus eigener Erfahrung kann ich dir sagen, dass das Hauptziel auf dieser Stufe des Lernens im Trading ist „am Leben zu bleiben“:
zum einen gilt es zu vermeiden, dass die monetären Verluste eine Fortführung der Trading-Karriere nicht mehr möglich machen und aus dem Spiel Trading zu fliegen.
Zum anderen muss der Trader aufpassen, dass er mental nicht "bricht“.
Beides geht Hand in Hand und findet sich zum Beispiel in dem von mir in Bezug aufs Risiko- und Money-Management immer wieder wiederholten Ausspruch wieder:
„Du musst dir in deinem Trading erlauben Fehler zu machen, die du unweigerlich machen wirst. Diese Fehler und die damit verbundenen Verluste dürfen dich nicht aus dem Trading-Spiel kegeln, weder finanziell noch mental.“
Wie kannst du feststellen, ob du dich auf dieser Stufe in deinem Trading wiederfindest?
Tatsächlich gibt es in meinen Augen einige einfache, aber effektive Fragen, die man sich als Trader stellen kann, um herauszufinden, ob man sich in seinem Trading-Lernprozess auf dieser Stufe befindet:
Habe ich eine klar formulierte und einen positiven Erwartungswert versprechende Handelsstrategie?
Ist die Antwort »Ja«, kann man sich für jeden Trade die Frage stellen: „War der Trade im Einklang mit meinem System/meiner Strategie?“
Dokumentiere ich meine Trades in einem Trading Journal?
Widme ich mich in einer detaillierten Nachbetrachtung meinen letzten Trades ausgehend von meinem im Trading Journal dokumentierten Trades?
Übernehme ich 100 Prozent Verantwortung für mein Handeln und akzeptiere somit entstehende mögliche Verluste bedingungslos?
Ein »Nein« bei einer dieser Fragen bedeutet, dass du dich maximal auf der Stufe der »bewussten Inkompetenz« befinden, eventuell gar noch im Bereich der »unbewussten Inkompetenz«.
Besonders der letzten Frage „Übernehme ich in meinem Trading 100% Verantwortung?“ hatten wir sogar einen eigenen Blog-Artikel gewidmet.
Nachdem wir dann noch einmal deutlich mehr an Lehrgeld einbezahlt haben (sowohl finanziell, als auch mental), erreichen wir früher oder später durch einen immer weiter geführten Versuch-Irrtum-Prozess die dritte Stufe des Lernens: die Stufe der bewussten Kompetenz.
Dieser wollen wir uns im nächsten Blog-Artikel widmen.
Abschließend: sollte dir der Artikel gefallen haben, sende dein Feedback gerne an jklatt@jk-trading.com
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