In meinem zweiten Buch „Trader – Der Weg zur profitablen Handelsstrategie – in jedem Markt“ behaupte ich, dass Trading für die meisten Privatanleger 90-90-90 bedeutet.
Doch was ist damit eigentlich gemeint und vor allem, wie komme ich auf diese im ersten Moment offensiv-anmutende These?
Dieser Frage wollen wir uns im Folgenden Artikel widmen.
Wir wollen uns im Folgenden nicht mit trockener Theorie beschäftigen, sondern tatsächlich mit einem realen Beispiel arbeiten.
Hierzu wollen einen Blick auf eine reale Erwartungswert-Betrachtung für den EUR/USD werfen, eine Anzahl von über 9 Millionen realen Trades im EUR/USD im Zeitfenster vom 31.03.2014 bis 31.03.2015 betrachten und analysieren:
Anzahl der Trades im EUR / USD, 31.03.2014 bis 31.03.2015: 9.419.485 Trades
Anzahl der Gewinntrades: 5.865.298 oder 62,3%
Anzahl der verlorenen Trades: 3.506.422 oder 37,2%
Breakeven-Trades (+/- 0): 47.765 oder 0,5%
Durchschnittlicher Gewinn-Trade: 21,05 Pips
Durchschnittlicher Verlust-Trade: 41,2 Pips
Nach der Formel für den Erwartungswert,
Erwartungswert =
(Trefferquote * durchschn. Gewinn) –
(Verlustquote * durchschn. Verlust),
ergibt sich:
Erwartungswert = (62,3% * 21,05 Pips) - (37,2% * 41,2 Pips) = -2,22 Pips < 0
Demnach verlor ein EUR/USD-Trader im Zeitraum vom 31.03.2014 bis zum 31.03.2015 durchschnittlich 2,22 Pips pro Trade.
Nun wirst du dir eventuell denken: "Ok, aber was sind zwei Pips?"
Falls du dir genau diese Frage stellst, solltest du dir folgendes vergegenwärtigen: wir sprechen vom durchschnittlichen Ergebnis PRO Trade.
Das heißt anders: selbst wenn der jeweilige Trader zwei, drei Gewinn-Trades hat, ist er in seinem Trading noch lange nicht profitabel bzw. handelt mit einem gewinnbringenden Vorteil.
Tatsächlich könnte man sogar soweit gehen zu sagen, dass der Trader selbst in diesen "gewinnbringenden Trades" Geld verloren hat, selbst wenn das Ergebnis auf seinem Kontoauszug kurzfristig positiv ist.
Der einzige Grund für das positives Ergebnis ist, dass der Trader auf der richtigen Seite der Varianz aufgewacht ist etwas direkter: er hat einfach Glück gehabt.
Was zudem nicht vergessen werden sollte: besonders Trading-Anfänger haben eine sehr hohe Handelsfrequenz. Das bedeutet etwas anders: die Chancen, dass ein Anfänger mit einem unprofitablen Ansatz (also einem negativen Erwartungswert) handelt, wo sich diese Überlegung noch potenziert, ist relativ hoch.
Als einfaches Beispiel sei ein Blick auf einen Scalping-Handelsansatz geworfen.
Bekanntlich zielen Scalper in ihrem Trading auf kleine Kursbewegungen ab.
Gehen wir hierzu davon aus, dass wir im Monat 20 Handelstage haben und unser Trader 10 Trades pro Tag macht. Das macht folglich 200 Trades pro Monat.
Wenn dieser Trader nun einen Erwartungswert von -2 Pips pro Trade hat, verliert er Trader 400 Pips pro Monat ohne Berücksichtigung von Gebühren (welche Auswirkungen Gebühren aufs Trading haben, wurde in der Artikelserie „Der Spread oder: wo findet der Profi Performance?“ ausführlich beleuchtet).
Wenn dieser Trader nun zudem einen hohen Hebel in seinem Trading verwendet, ist das Risiko eines „Konto-Crashs“ innerhalb kürzester Zeit fast 100% und die allgemeingültige, Broker-interne Daumenregel „90-90-90" kommt ins Spiel:
„90% der Privatanleger verlieren 90% ihres Kapitals in 90 Tagen“
Was bedeutet das nun für dein Trading?
In der Tat vor allem eins: wenn du auf langfristige Sicht an den globalen Finanzmärkten profitabel handeln willst, benötigst du eine nachweislich profitable Handelsstrategie, sprich: eine Handelsstrategie mit positivem Erwartungswert (nach Gebühren).
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