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Der beste Trading-Indikator für Aktien-Trader? VWAP!

Aktualisiert: 14. Sept. 2021


Mich erreichten in der jüngeren Vergangenheit mehrere Fragen, ob ich nicht mal einen Blog-Artikel zu Aktien und hier ganz besonders aktives Aktien-Daytrading schreiben oder auch ein Video für YouTube machen könnte.

Wie es der Zufall will, bin ich seit geraumer Zeit meinen Horizont am erweitern und hier ganz besonders im Bereich Aktien (physisch, nicht via CFD).

Der Grund hierfür ist relativ einfach: die jüngsten Attacken auf die CFD- bzw. die Derivate-Branche generell seitens der Regulierer (ESMA bereits in 2018, zu Beginn diesen Jahres dann der Scholz’sche Steuerirrsinn, massive Einschränkungen für Privatanleger im Bitcoin-CFD-Bereich) haben mich zu dem Schluss kommen lassen, dass es sinnvoll scheint, sich im Bereich Trading breiter aufzustellen.


Was liegt ausgehend von meinen Anfängen im professionellen Aktien-Trading näher, als genau diesen Bereich wieder in sein Repertoire aufzunehmen? 😉

Ausgehend hiervon ist der Plan, dass ich speziell Blog-Artikel zum Thema „Aktien“ schreibe und die Themen früher oder später in Video-Tutorials aufzugreifen, eventuell Live Tradings der Markteröffnung aufzuzeichnen, usw. (um kein YouTube-Tutorial zu verpassen, kannst du hier meinen YouTube-Kanal abonnieren).

Beginnen wollen wir mit dem VWAP - dem vielleicht besten Indikator im aktiven Aktienhandel.

Was ist „VWAP“?

Beim VWAP handelt es sich um einen volumengewichteten Durchschnittspreis.

Das bedeutet konkret: wenn wir einen einfachen, gleitenden Durchschnitt berechnen (für ein detailliertes YouTube-Tutorial schaue gerne hier), nehmen wir beispielsweise die letzten fünf Schlusskurse, addieren diese auf und teilen das Ergebnis dann durch die Anzahl der Schlusskurse (5).

Beispiel:

  • Die Schlusskurse seien „50.00“, „50.10“, „50.25“, „49.80“, „49.25“.

  • Die Summe dieser fünf Schlusskurse beträgt 294.40

  • Wir teilen diese Summe durch die Anzahl der herangezogenen Kurse, also 5

  • Das Ergebnis: SMA(5) = 294.40 : 5 = 49.88

Der VWAP macht an dieser Stelle nun folgendes: er gewichtet den jeweiligen Kurs mit dem zu diesem jeweils gehandelten Volumen (also dem auf dem jeweiligen Kursniveau real getätigten Umsatz an der Börse).

Hierzu wird der Kurs mit dem gehandelten Volumen einfach multipliziert (sprich: „gewichtet“).

Die erhaltene Zahl wird dann aufsummiert und durch die Summe der Volumina geteilt.

Beispiel:


Die Schlusskurse seien „50.00“, „50.10“, „50.25“, „49.80“, „49.25“, folgende Tabelle ergänzt zu den Kursen aber noch das jeweils gehandelte Volumen (z.B. in 1.000 Aktien):


  • Die Summe der Schlusskurse (linke Spalte) jeweils multipliziert mit dem Volumen (rechte Spalte) ist 27.589

  • Diese Summe teilen wir durch das aufsummierte Volumen (rechte Spalte) von 556

  • VWAP = 27.589 : 556 = 49.62

Ein Blick zeigt, dass unser VWAP unterhalb des einfachen Durchschnitts von weiter oben liegt – warum?

Nun, weil deutlich mehr Volumen auf den niedrigen Kursen gehandelt wurde.

Welche Aggregation ist für den VWAP sinnvoll?

Grundsätzlich kann man den VWAP über jede Zeitebene berechnen. Wirklich relevant ist allerdings nur der Standard-VWAP für den ganzen Handelstag.

Die Frage „warum“ ist tatsächlich zügig beantwortet: er wird vom Gros der Aktien-Trader, die ihre Performance in Relation zum VWAP messen, genutzt.

Hier wird es jetzt interessant und für unsere weitere Betrachtung und Nutzung des VWAP als Trader wichtig:

stellen wir uns beispielsweise einen institutionellen Trader vor, der den Auftrag erhält für einen großen Kunden (zum Beispiel einen Pensionsfonds) ein großes Aktienpaket zu kaufen.

Wie bereits erwähnt, wird seine Performance in Relation zum VWAP gemessen, sprich:

  • Kauft er günstiger als der VWAP (also unterhalb), bekommt er einen Bonus

  • Kauft er teurer als der VWAP (also oberhalb), bekommt er keinen Bonus

Dieser große Spieler am Markt wird also vermeiden, deutlich oberhalb von VWAP zu kaufen, sobald sich der Kurs aber in Richtung oder sogar unter VWAP bewegt, wird es für den institutionellen Trader interessant zu kaufen.

Neben unserem institutionellen Trader von oben, orientieren sich auch viele Aktien-Ausführungs-Algorithmen an VWAP (was sie zum Beispiel zum Ziel von Hochfrequenzhändlern werden lässt wie von Michael Lewis in seinem BuchFlashboys“ skizziert).

Es lässt sich ein erster Rückschluss ziehen: VWAP sollte beobachtet werden und fungiert nicht selten als natürliche Unterstützung einer Aktie (vorausgesetzt, diese ist für den Handelstag auch wirklich ein Thema, zum Beispiel eine marktbewegende Nachricht in Verbindung mit erhöhtem, gehandelten Volumen – dazu in einem späteren Blog-Artikel aber später mehr).

Wenn man nun ein wenig nachdenkt, kommen einem bei der Betrachtung des VWAP interessante Gedanken, z.B. die Betrachtung des VWAP über einige Tage.

Die Überlegung hierbei ist, dass man versucht anhand des VWAPs eine Einschätzung zu erhalten, wie weit sich der Markt von einem bestimmten Preisniveau entfernt hat und zu erkennen, wie weit der Markt somit gegen diese Marktteilnehmer gelaufen ist.

In der Tat ist das die Grundidee hinter Konzepten wie dem „Anchored VWAP“:


so könnte man sagen, dass Käufer nach einem fundamental wichtigen News-Event, was zu einer Kursrally in Aktie xyz geführt hat und die unter hohem Volumen gelaufen ist, einen konkreten Kurs im Kopf haben, der, sollte er unterschritten werden, Emotionen weckt (es handelt sich tatsächlich um eine kognitive Dissonanz namens „Anchor effect“ oder „Anker“) und zum Beispiel eine eingeleitete Abwärtsbewegung weiter beschleunigt, weil diese Marktteilnehmer emotional werden und resigniert ihre nun gegen sie laufenden Positionen abstoßen.

Kritiker halten dieser Betrachtung entgegen, dass sie sagen:

„Diese Überlegung setzt voraus, dass viele bis alle Marktteilnehmer wie Kurzfrist-Trader denken.


Dem ist aber nicht so oder plumper: ein Investmentfonds, der sich stückweise in Positionen für seine Anleger einskaliert und Positionen über Jahre hält, entsprechend Volumen für eine Beschleunigung der Abwärtsbewegung hält, wird sich vom Unterschreiten seines „Ankers“ nicht beeinflussen lassen.

Ergo: wir wollen den VWAP im kurzfristigen Aktien-Daytrading nutzen und hier in der niedrigst möglichen Auflösung bzw. Aggregation, sprich: auf Minutenbasis.

Bereits auf 5min-Basis kann sich der VWAP deutlich unterscheiden und unbrauchbar(er) werden, ab 10 Minuten Chart-Aggregation würde ich sogar soweit gehen zu raten, diesen im Daytrading zu ignorieren.

Und wie nutzt man den VWAP nun im Aktien-Daytrading?

Eine Möglichkeit wäre einen ersten Rücksetzer gegen den VWAP zu traden, wenn eine stark trendende Aktie zuvor neue Tageshochs / -tiefs gemacht hat.

Quelle: TradingView

Alternativ bzw. ergänzend könnte man den VWAP auch als Gewinnmitnahmeziel nutzen, wo mindestens erste Teilgewinnmitnahme auf den Weg gebracht werden können, wenn man sich in einem Long-Trade unterhalb des VWAP wiederfindet oder in einem Short-Trade oberhalb des VWAP.

Grundsätzlich wird VWAP von professionellen Tradern als Indikator verwendet, um festzustellen, ob eine Aktie, unabhängig betrachtet, deutlich stärker oder schwächer als der Markt ist.

Das bedeutet: wenn eine Aktie deutlich über VWAP tradet und dies für einige Zeit tut, dann ist das ein klares Signal, dass Long-Positionen zu bevorzugen sind.

Das lässt sich auch relativ einfach erklären: erinnern wir uns an unseren obigen, institutionellen Trader, der ein großes Aktienpaket in xyz kaufen muss.


Irgendwann muss er kaufen und wenn die zu kaufende Aktie nicht unter seinen VWAP rutscht, weil kontinuierlich Käufer in den Markt kommen (zum Beispiel durch oben eingestreutes News-Event), Geld sind und die Aktie auf der Oberseite treiben, wird auch früher oder später der institutionelle Trader wohl oder übel und oberhalb von VWAP kaufen müssen (für die Short-Seite entsprechend).

VWAP lässt sich also als relative Stärke-Indikator für eine Aktie betrachten oder einfach: solange wir oberhalb VWAP traden ist die Long-Seite zu bevorzugen (und vice versa).

Quelle: TradingView


  • Der VWAP kann aber auch als Intraday-Trendumkehrsignallinie genutzt werden.

Kommt es im Laufe eines Handelstages nach einer Stabilisierung unterhalb des VWAP und einem mehrfachen Scheitern an einer Rückeroberung des VWAP final zu einem Rücklauf über VWAP, signalisiert das im übertragenen Sinne „frischeKäufer die in die Aktie kommen und eine stärkere Aufwärtsbewegung initiieren könnten.

Quelle: TradingView


In einem nächsten Blog-Artikel wollen wir uns einmal dem Konzept des "Anchored VWAP" widmen.



Dir hat der Artikel gefallen? Lass es den Autor wissen! Sende hierzu eine Mail an jklatt@jk-trading.com

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