Nachdem wir im Blog-Artikel vergangene Woche einen Blick auf meine ersten beiden Trades geworfen haben und ich dir Tipps gab, was du nicht tun solltest, wollen wir diese Woche einen Ablaufplan für deinen ersten Trade formulieren.
Ergänzend zu den ersten Schritten empfehle ich dir auch noch einmal die beiden Blog-Artikel und Podcasts „Die 10 Geheimnisse erfolgreicher Trader - Teil 1“ und „Die 10 Geheimnisse erfolgreicher Trader - Teil 2“
Der Weg zu deinem ersten Trade: was du beachten solltest
1) Wähle zunächst einen Markt aus, den du handeln möchtest
Während mein Hauptmarkt schon seit vielen Jahren auf dem DAX liegt und ich mir einbilde, dass ich den DAX und seine Eigenarten recht gut kennen dürfte, ich ausgehend hiervon auch mein DAX-Projekt in diesem abwickle, würde ich einem Anfänger erst einmal vom DAX abraten.
Die Bewegungen im sind teilweise sehr schnell und erratisch, wenn man so möchte: der DAX ist ein Biest!
Ausgehend hiervon würde ich einem Beginner empfehlen mit Devisen zu beginnen und hier mit einem „Major“, z.B. dem EURUSD oder USDJPY.
Der Grund hierfür ist, dass diese Major-Devisenpaare eine hohe Liquidität, Marktbreite und Markttiefe aufweisen.
Das führt dazu, dass diese zum einen recht trendstabil sind, sobald sich ein Trend entwickelt hat. Devisen haben alles in allem meiner Erfahrung nach „weiche Tendenzen“ bzw. eine „weiche Struktur“ und sind somit für einen Beginner „stressfreier“ zu handeln.
Apropos „Stress“: als Anfänger solltest du nicht gleich mit dem Daytrading und mehreren Trades am Tag beginnen.
Handle stattdessen eine übergeordnete Zeitebene wie die Stunde oder den 4-Stundenmodus und gib dir die Möglichkeit den Trade in seiner Entwicklung auf dich wirken lassen zu können, aber auch deine Emotionen zu beobachten, zu fühlen.
Mit zunehmender Erfahrung kannst du dann die Zeitebenen wechseln, aktiver traden und mehrere Märkte in dein Handel einfügen.
2) Research oder: mache deine Hausaufgaben
Sobald du deinen zu handelnden Markt ausgewählt hast, geht es an die Analyse.
Diese beinhaltet nicht selten eine Chartanalyse, sollte aber dennoch um weitere Betrachtungen erweitert werden, z.B. die Beantwortung der Fragen „Wie schaut das fundamentale Bild aus?“ oder „Wie stellt sich die Positionierung der Marktteilnehmer, das sogenannte Sentiment (bspw. messbar via des Commitment of Traders Report (CoT)) dar?" oder auch „Welche Nachrichten stehen an?“.
Hilfreich ist hier eventuell ein Blick in das Research auf meiner Webseite oder auch ein Blick in mein Morning Meeting.
3) Die Platzierung des Trades
Sobald du ausgehend von deiner Analyse zu einer Einschätzung gekommen bist, platzierst du deinen Trade.
Identifiziere hierzu einen Einstiegspunkt, ein Ziel, aber auch jenen Punkt, an dem deine Idee nicht mehr gegeben ist (also: wo liegt dein Stop).
Achte darauf, dass das Verhältnis von Chance zu Risiko mindestens 1.5 zu 1, eher 2 zu 1 beträgt, sprich: wenn du 100 Pips Risiko eingehst, ziele mindestens auf 150, eher 200 Pips als Ziel ab.
Bevor du den Trade platzierst, solltest du auch die für dich optimale Positionsgröße bestimmen.
Wichtig ist hierzu natürlich deine persönliche Risikoneigung zu kennen, sprich: wie viel Euro bist du bereit zu riskieren.
Zu empfehlen ist eine Positionsgröße, sodass dein Risiko in Euro 1% deines Handelskontos nicht übersteigt, sprich:
wenn du ein 10.000 Euro Handelskonto hast, solltest du mit einer Position ein Euro-Risiko von 100 Euro nicht überschreiten.
Berechne dann ausgehend von deinem Einstieg und Stop die Differenz und berechne ausgehend vom
Konkret: planst du EURUSD bei 1.1000 zu kaufen und dein Stop liegt bei 1.0870, beträgt dein Risiko 130 Pips.
Wenn du nun in deinem 10.000 Euro Konto ein Risiko von maximal 100 Euro für diesen Trade eingehen willst und der Pip-Wert beträgt pro Lot 9 Euro solltest du eine Positionsgröße von maximal 0.08 Lot oder 8 Micro-Lot wählen:
(100 Euro Risiko) / (130 Pips Risiko * 9 Euro Pip-Wert pro Lot) = 0.08 Lot Positionsgröße
4) Gib die Order auf bzw. gehe den Trade ein und vermeide anschließend jede Minute auf den Chart zu schauen
Ein persönlicher Tipp von mir als langjährig aktiver Trader: das ständige Starren auf den Chart hat für dich nicht nur keinen Mehrwert.
Es weckt zudem Emotionen die die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass du ohne Sinn und Verstand in den laufenden Trade eingreifst.
Lass das sein, du kannst nach Eingehen des Trades nichts weiter tun, als zu schauen, ob deine Einschätzung aufgeht – oder eben nicht.
Ob deine Entscheidung aufgeht oder nicht, das entscheidet der Markt.
Um dir das besser merken zu können, rufe dir folgendes Mantra langjährig aktiver und erfolgreicher Trader ins Gedächtnis:
„If you watch every tick, you trade like a dick“ 😉
Erst im Demo-Modus testen oder gleich Live?
Das ist eine sehr interessante und auch wichtige Frage: es wird zwar immer gesagt wird, man sollte mit einem Demo-Konto beginnen.
Und auch ich persönlich bin ein großer Freund von Demo-Trading und nehme dieses in Test-Phasen für Strategien z.B. sehr ernst, so auch in meinem Buch „Trader“ geschrieben.
Aber hinsichtlich des Lern-Effekts ist das nicht unbedingt uneingeschränkt zu empfehlen, denn: es geht eben um nichts.
Tatsächlich gibt es in der Psychologie das sogenannte Yerkes-Dodson-Modell, welches erklärt, wo hier das Problem entsteht:
Yerkes-Dodson beschreibt das Leistungsniveau eines Menschen in Abhängigkeit vom Erregungsniveau und die resultierende Kurve hat ihren Hochpunkt in der Mitte zwischen Langeweile und Angst.
Das hört sich komplizierter an, als es ist: wenn mir etwas leicht und intuitiv von der Hand geht (z.B. Schuhe binden), dann wird das nach mehreren Malen tun, langweilig.
Gehen wir davon aus, dass deine Aufgabe darin besteht, die Schuhe 50 Mal zu binden.
Ich habe es selbst noch nicht getestet, aber ich vermute, nach dem 20ten Mal würde es nervig werden.
Sehr wahrscheinlich würde ich die Konzentration bzw. Motivation verlieren, es würden sich Fehler einschleichen, ich müsste vermutlich diverse Male noch einmal neu zum Binden ansetzen.
Aufs Trading angewendet, ist das unser Demo-Modus.
Das Gleiche gilt auf der Kehrseite aber auch für anstrengende und unsere ganze Konzentration, Kraft oder Aufmerksamkeit fordernde Aufgaben.
Wenn ich zum Beispiel eine schwierige Rechenaufgabe lösen soll oder eine anstrengende Trainingseinheit beim Sport absolvieren, dann verliere ich in jenem Moment die Motivation und Lust mich anzustrengen, wo es zu schwierig und unlösbar bzw. unmachbar wird.
Im Falle des Tradings kann das dann der Fall sein, wenn es für mich um zu viel Geld geht oder ich bereits zu viel Geld verloren habe.
Zurückkommend auf die Yerkes-Dodson-Kurve: mein Ziel ist es also, dass ich mich genau in der Mitte zwischen Langeweile und Angst wiederfinde, der sogenannten „Zone“.
In dieser "Mitte" verspüre ich einerseits einen Nervenkitzel bei meinem Trading, andererseits habe ich aber auch keine Angst zu verlieren.
Ich bleibe stattdessen motiviert und bin darum bemüht auch weitere Fortschritte in meinem Trading zu machen.
Lange Rede, kurzer Sinn: ich würde vermutlich mit einem kleinen Live-Konto beginnen.
Hierzu ist es wichtig, dass ich für mich selbst einen Betrag definiere und finde, wo genau dieses Gleichgewicht zwischen Langeweile und Angst gegeben ist.
Ausgehend von verschiedenen Lern-Typen, findet sich dieser Blog-Artikel im Folgenden übrigens auch noch einmal als Podcast gemeinsam mit Admiral Markets:
Abschließend:
Trading und die Eigenschaften erfolgreicher Trader lernt man nicht durch Zuhören oder lesen.
Man lernt diese Eigenschaften durch aktives Handeln.
Das oben erwähnte Demo- oder Live-Konto kann man sich zum Beispiel bei Admiral Markets HIER herunterladen.
Dir hat der Artikel gefallen? Lass es den Autor wissen! Sende hierzu eine Mail an jklatt@jk-trading.com
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