Auch wenn es ausgehend von der 90-90-90-Regel überraschend anmutet, aber: der Unterschied zwischen Profi und Amateur im Trading ist gar nicht groß.
In der Tat machen professionelle Trader nicht viel anders als Amateure, das dafür dann aber konstant und beständig.
Der folgende Blog-Artikel soll die meiner Einschätzung nach vier Hauptunterschiede professioneller Trader und Amateure herausstellen, beginnen wir also.
Unterschiede zwischen Amateuren und professionellen Tradern
1) Für professionelle Trader ist Trading eine Berufung
Besonders Anfänger beginnen mit dem Trading ausgehend von der Motivation, etwas in ihrem Leben zu verändern, endlich den Erfolg zu haben den sie sich wünschen und von dem sie glauben, dass sie ihn verdient haben.
Während diese Motivation zwar nachvollziehbar ist, wird sie erfahrungsgemäß nicht reichen, um langfristigen Erfolg im Trading zu haben.
Trading ist für Trading-Anfänger, Hobby-Trader oder Amateure generell ein Mittel zum Zweck um Geld zu verdienen.
Allerdings wird hierbei vorausgesetzt, dass die teilweisen unmenschlichen Frustrationen, die Trading per se mit sich bringt durch Geld (über-)kompensiert werden können.
Glaube mir (und ich spreche hier aus jahrelanger Erfahrung), das ist ein sehr naiver Trugschluss.
Heißt das, wenn du ein professioneller Trader sein möchtest, musst du zum Masochisten mutieren?
Nein, gewiss nicht. 😉
Aber dennoch steht außer Frage, dass für professionelle Trader die Hauptmotivation das Trading selbst ist.
Natürlich will auch der Profi handeln, um Geld zu verdienen.
Aber Geld ist in seinem Fall nicht die Hauptantriebsfeder, sondern ein Nebenprodukt was „abfällt“.
Ein Nebenprodukt das die logische Konsequenz aus richtigen, profitablen Entscheidungen ist.
Ein Nebenprodukt, was sich ergibt, wenn man sich diszipliniert, sich versteht, seinen Verstand und seine Emotionen lernt zu kontrollieren.
Ein Nebenprodukt was sich ergibt, wenn einen profitablen Weg gefunden hat, Charts zu lesen, sein Handeln zu strukturieren, sein Risiko ausgehend von seinem identifizierten Vorteil korrekt zu managen.
Was ich hier auf wenigen Zeilen zusammenfasse, liest sich sehr einfach.
Aber du wirst bereits nach einiger Zeit feststellen oder auch bereits die Erfahrung gemacht haben, dass erfolgreiches, professionelles Trading alles andere als einfach ist.
Und wenn du nicht wirklich Trader sein willst und die mit dem Trader-Sein einhergehenden Konsequenzen zu tragen, Trading mit Leidenschaft zu betreiben (also als etwas, was „Leiden schafft“ zu erkennen), dann wird dir, anders als einem professionellen Trader, der Weg zu Erfolg im Trading sehr wahrscheinlich verschlossen bleiben.
Bevor es jetzt allerdings zu Missverständnissen kommt, du dir eventuell sagst
„Aber, ich liebe das Trading doch, ich bin regelrecht besessen danach, kann nachts nicht schlafen, es kaum erwarten, dass es endlich wieder los geht – und verdiene dennoch kein Geld!“
– es gibt einen Unterscheid zwischen
„etwas lieben und richtig zu machen“ und
„von etwas besessen zu sein und falsch zu tun“.
Professionelle Trader lieben das Trading, die Märkte und alles damit Verbundene.
Aber ihnen ist auch klar, dass Geduld eine Tugend ist und dass es manchmal nötig ist „auf den Händen zu sitzen“ und nichts zu tun.
Sie wissen, dass es wichtig ist auf das von ihnen profitabel zu handelnde Setup zu warten gilt und dieses dann ausgehend von klar formulierten Regeln umzusetzen.
Besessenheit und Emotionen spielen hier im Trading des Profis keine Rolle und haben keinen Platz.
2) Profis haben keine Angst vor Risiken und möglichen Verlusten
Es steht außer Frage, dass die meisten Menschen risikoavers sind und Risiken scheuen.
Am meisten macht sich das in der klassischen Verlustaversion bemerkbar, die es besonders Privatanlegern schwer macht, Gewinne laufen zu lassen und Verluste zu begrenzen.
Professionelle Trader sind sich zum einen dieser Risiko- und Verlustaversion bewusst und dass diese ihnen als Menschen ganz natürlich innewohnt.
Und professionelle Trader wissen auch, dass es so etwas wie einen „risikolosen“ Trade nicht gibt.
Das bedeutet konkret: professionelle Trader gehen bewusst aus ihrer „menschlichen Komfortzone“ um sich für die bewusst eingegangenen Risiken bezahlen zu lassen.
In der Tat ist es so, dass professionelle Trader dieses bewusste Eingehen von Risiken derart häufig und bewusst getan haben, dass es ihnen in Fleisch und Blut übergegangen ist.
Da das Eingehen von Risiken und Angst im Trading so eng miteinander verbunden sind, sind Trader nicht nur Risiko-Manager, sondern auch und ganz wesentlich Angst-Manager.
Das ist ein ganz fundamentaler Unterschied zwischen dem professionellen Trader und dem Amateur: letzterer hat
Angst vor Risiken,
Angst vor Verlusten,
Angst etwas zu verpassen (FOMO),
Angst Geld „auf dem Tisch liegen zu lassen“ (sprich: aus einem Trade zu früh auszusteigen).
Eine der Hauptaufgaben des Amateurs, der ein zum professionellen Trader aufsteigen will ist, den ständigen Begleiter im Trading, Angst, zu akzeptieren und zu erkennen, dass jeder Trade immer mit Risiken verbunden ist, es aber möglich ist, das Risiko und die Angst zu managen möglich sind.
Adäquates Positionsgrößen-Management und das Arbeiten mit Stopps spielt hier eine wesentliche Rolle und das stückweise Herantasten an die für seine Persönlichkeit optimale Positionsgröße ist nicht selten der Beginn der Metamorphose vom Amateur zum Profi.
Genau dieses adäquate Positionsgrößen-Management ist auch einer der Hauptgründe, warum ein professioneller Trader beim Umsetzen seiner Strategie keinerlei Skepsis oder Angst hat:
er hat das Risiko als Teil des Spiels akzeptiert und managt das, was er managen kann: das Risiko des Trades, welches wiederum perfekt auf seine Persönlichkeit abgestimmt ist.
Amateure haben hier massive Schwierigkeiten: nicht nur, dass sie in den seltensten Fällen eine Handelsstrategie haben und somit wissen was sie tun.
Ihre Analyse mag noch so gut, detailliert und stimmig sein: der Amateur findet für jeden Grund den Trade zu machen mindestens zwei, es nicht zu tun.
Zudem haben Amateure kein genaues Bild von sich selbst, sprich: sie kennen sich nicht und haben somit auch keinen Bezug zu ihrer Risikopräferenz bzw. -toleranz, haben neben dem Umstand unsicher in Bezug auf ihr Setup ausgehend von ihrer Analyse zudem immer Gewissenbisse im alá „Ist die Position zu groß oder zu klein?“
Profis sind sich ihres Tradings und ihrer selbst jederzeit bewusst:
Trade identifizieren ➡️ Order eingeben ➡️ Trade abdrücken.
Dann entscheidet der Markt über den Ausgang des Trades: der Profi hat alles getan, was in seinem Einflussbereich liegt: er hat das Risiko identifiziert, die Positionsgröße entsprechend gewählt.
Ob der Trade nun aufgeht oder nicht, entscheidet der Markt.
Das führt dazu, dass ein Verlust-Trade für einen Profi keine negativen Konsequenzen hat – anders als bei einem Amateur.
Amateure haben die Tendenz, besonders nach Verlust-Trades, emotional zu werden.
Eine hier auftretende Emotion ist nicht selten eine verstärkte Risikoaversion und erhöhte Angst vor dem nächsten Trade.
Aber auch Gewinn-Trades und mit diesen einhergehenden Emotionen sollten hier nicht unterschätzt werden.
Amateure tendieren dazu, regelrecht euphorisch zu werden, sich für die besten Trader zu halten und dann, nach einer Reihe von Gewinn-Trades in ihrem „Unverwundbarkeits-Modus“ enorme Risiken einzugehen, die im Falle eines dann auftretenden Verlust-Trades nicht nur die vorherigen Gewinne eliminieren, sondern manchmal sogar das komplette Handelskonto vernichten.
Nicht, dass sich nicht auch Profis über Gewinn-Trades freuen oder Verlust-Trades ärgern.
Aber die mit diesen einzelnen Trades verbundenen Emotionen haben keine Auswirkungen auf folgende Trades: jeder Trade wird unabhängig von seinem Vorgänger und ausgehend von klaren Vorgaben eingegangen und gemanagt.
Der Ausgang dieses einzelnen Trades ist zufällig, es ist die Gesamtheit aller Trades und richtigen Entscheidungen, der ein positive Ergebnis erwarten lässt – und der Profi weiß das.
3) Professionelle Trader sehen Trading als ein Spiel mit Wahrscheinlichkeiten
Der letzte Absatz bringt uns fließend zu einem ganz wesentlichen Unterschied zwischen professionellen Tradern und Amateuren:
Professionelle Trader denken und handeln in Wahrscheinlichkeiten.
Das impliziert, dass sich professionelle Trader stets darüber im Klaren sind, dass das Ergebnis eines einzelnen Trades zufällig ist und ein Gewinner, aber eben auch ein Verlierer sein könnte.
Hier unterscheiden sich professionelle Trader ganz wesentlich von Amateuren, die dazu neigen jedem Trade eine enorme Bedeutung für ihr Gesamtergebnis im Trading beizumessen.
Das könnte zwar richtig sein, bedeutete aber, dass es sich um ein von ihrer bewährten, profitablen Handelsstrategie abweichendes Setup und/oder eine inadäquate Positionsgröße handelt.
Ist dem nicht so, ist jeder Trade einfach eine weitere Ausführung eines klar vorgegebenen und Risiko-Management-technisch entsprechend auf den Vorteil ausgerichteten Setups, dessen Ausgang im Einzelfall zufällig ist, die Aneinanderreihung und fortwährende Kapitalisierung des Vorteils sich aber berechnen lässt.
Professionelle Trader haben ein auf Wahrscheinlichkeiten-basierendes Mindset entwickelt, welches im Kern auf den folgenden zwei Punkte fußt:
Der Ausgang eines Trades ist zufällig und gibt keinerlei Auskunft über die Profitabilität der umgesetzten Handelsstrategie.
Die Aneinanderreihung dieser zufälligen Handelsergebnisse, die fortwährend einen Vorteil kapitalisieren, lässt sich berechnen und wird sich früher oder später in einer steigenden Kapitalkurve widerspiegeln.
4) Professionelle Trader verstehen wie Bewegungen im Chart und Orderbuch zu Stande kommen und welche Konsequenzen das für das Trading im Allgemeinen hat
Professionelle Trader haben verstanden, dass das Steigen oder Fallen eines Kurses als das Resultat einer Imbalance von Überzeugungen einzelner Marktakteure zu Stande kommt.
Er hat auch verstanden, dass diese Überzeugungen und Wahrnehmungen aus verschiedensten Gründen zu Stande kommen.
Kommt er nun anhand seines Trading-Setups ebenfalls zu einer solchen Überzeugung, geht zum Beispiel Long, erwartet er, dass nach ihm jemand in den Markt tritt, der zu einem schlechteren Preis als er selbst kauft
Ausgehend hiervon ist ihm klar, dass der Ausgang seines Trades nicht mehr in seiner Hand liegt, sondern abhängt von Überzeugungen anderer Marktteilnehmer.
Und das wiederum lässt ihn indifferent hinsichtlich des Trade-Ausgangs werden, kann sich über diesen im übertragenen Sinne weder freuen, noch ärgern.
Amateure hingegen denken, dass es irgendwo auf der Welt ein Handelssystem gibt, welches ihnen unendlichen Reichtum ermöglicht und das jederzeit gewinnt, also ein heiliger Gral existiert.
Aber: wer das zu Stande kommen von Preisen und Kursbewegungen in ihrer Tiefe verstanden hat, dem ist klar, dass die Überzeugung und damit einhergehenden Erwartungen einen solchen heiligen Gral unmöglich existieren lassen können.
Der Glaube an einen solchen heiligen Gral führt bei Amateuren zu Enttäuschungen ihrer Erwartung, emotionalen und somit kostspieligen Handelsentscheidungen.
Die Ironie hierbei ist also: Amateure sind nicht selten sehr gute Analysten sind, aber aus ihren sehr guten und richtigen Analysen die Trading-technisch falschen Rückschlüsse und werden ein Opfer ihrer hohen Erwartungshaltung und resultierenden Emotionen.
Die Metamorphose vom Amateur zum Profi
Der Weg zum professionellen Trader beginnt für den Amateur mit dem Lernen des Denkens in Wahrscheinlichkeiten, was für einen erfolgreichen Trader unabdingbar ist.
Ein wirkliches Verinnerlichen und Leben im Einklang mit einem Wahrscheinlichkeits-basierten Trading ermöglicht es dem Amateur keine Angst mehr in seinem Trading zu haben – die Basis für langfristigen Erfolg im Trading.
Um zu lernen in Wahrscheinlichkeiten zu denken, ist es neben einem soliden und tiefen Verständnis Risiko- und Money-Management-technischer Parameter zudem nötig, sein Trading auf ein solides mentales Gerüst zu stellen.
Dieses beginnt mit dem Erstellen eines persönlichen Trading-psychologischen Profils, welches du dir hier kostenlos herunterladen kannst.
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