Der voranschreitende, technologische Fortschritt, ganz besonders in Form von Smartphones, sorgt für einen fortwährenden Ansturm von Informationen aus nahezu allen möglichen Ecken bzw. Quellen.
Was viele eventuell wenigstens unterbewusst ahnen: diese fortwährende Informationsfluss hat direkte Auswirkungen auf unsere tägliche Performance, sowohl im beruflichen, als auch im privaten Bereich.
Und es ist unglaublich schwierig, diesen konstanten „News Flow“ zu reduzieren bzw. unseren Geist darauf zu trainieren, nicht fortwährend nach neuen Informationen zu lechzen.
Und während diese kontinuierliche, immer wieder nach dem Smartphone greifen, aber auch die fortwährend schrumpfende Aufmerksamkeitsspanne bspw. bei Gesprächen mit dem Partner Auswirkungen auf unsere zwischenmenschlichen Beziehungen hat, kostet sie darüber hinaus im Trading zum Beispiel Geld – eventuell sogar viel Geld…
Folgende Frage(n) an dich:
Hast Du bei dir festgestellt, dass du zunehmend Schwierigkeiten hast, dich auf eine Sache zu konzentrieren bzw. zu fokussieren?
Fühlst du dich, eventuell auch gerade in diesem Moment vielleicht, unwohl, hast Schwierigkeiten, bei der Sache zu bleiben und konzentriert diese Zeilen zu lesen, suchst nach etwas anderem, vielleicht nach einem Tab in irgendeinem sozialen Medium wie Facebook, Instagram oder X (ehemals Twitter)?
Du wirst vermutlich sagen: „Nein, eigentlich bin ich hier noch voll bei der Sache, kein Problem.“ Musst du gerade schmunzeln? 😉
Nun gibt es zwei Möglichkeiten:
Konzentriert bzw. fokussiert zu bleiben ist tatsächlich kein Problem für dich.
Oder (die wahrscheinlichere Option): du machst dir selbst etwas vor und bist nicht bereit, dich diesem zunehmenden, gesellschaftlichen Problem, dem auch du ausgesetzt sein dürftest, zu stellen.
Außer Frage steht: manche Ablenkungen sind unvermeidbar und lassen sich auch schlecht beeinflussen (gut, im Falle eines klingelnden Amazon- oder DHL-Boten könnte man eventuell ein Päckchen weniger bestellen, wenn man allerdings größtenteils Pakete für seine Frau oder Nachbarn annimmt, nun ja… 😉)
Aber um diese „Unvorhersehbarkeiten“ soll es an dieser Stelle auch gar nicht gehen und das ist dir auch sofort intuitiv klar. Es geht mir vor allem um die zunehmende Ablenkung von Smartphones und die ausgehend hiervon resultierenden, negativen Auswirkungen auf unser Trading.
Und selbst, wenn du erkannt hast, dass die Ablenkung durch Smartphones, Social Media, usw. negativ ist und du etwas dagegen unternehmen solltest, so kann eben genau dieser Versuch mental „zermürbend“ sein und dich zudem anfälliger für emotionale Schwankungen machen.
Mentale Energie ist die Basis für unser Selbstbewusstsein, Anerkennung, emotionale Kontrolle und unsere Fähigkeit, unsere emotionalen Reaktionen zu korrigieren.
Sobald du abgelenkt wirst, führt das unmittelbar direkt zu schlechteren Leistungen in deiner Trading Performance.
Ein Grund hierfür ist, dass dein gesamter Denkprozess getrübt wird, du machst dir teilweise über völlig irrelevante Dinge Gedanken, was dann dazu führt, dass dein Entscheidungsprozess an der nötigen Tiefe und Kraft verliert.
Hierdurch wird es sehr wahrscheinlich, dass du in deinem Trading den Zustand des „Flows“, den Mark Douglas bspw. in seinem Buch „Trading in the Zone“ detailliert beschrieben hat, erreichst bzw. solltest du diesen Zustand erreicht haben, ist es sehr viel wahrscheinlicher, dass du durch eine Ablenkung aus diesem wieder herausgeholt wirst.
Was du beim kontinuierlichen Konsum von bspw. Social Media Posts über dein Smartphone tust, ist, dass du deinen Geist darauf trainierst, sich leichter ablenken zu lassen und fortwährend Dopamin auszuschütten.
Dopamin kennst du vielleicht auch als „Glückshormon“. Wir haben uns Neurotransmittern und somit auch Dopamin in einem früheren Blogartikel zur „Biochemie des Tradings“ gewidmet und in diesem Serotonin und eben auch Dopamin als Serotonin und Dopamin als eine Art „Lernturbo“ kennengelernt, da beide als „Dünger für das Wachstum neuronaler Verknüpfungen dienen“ und „den Lernprozess maßgeblich unterstützen“.
Nun ja, das gilt allerdings in beide Richtungen, sowohl positiv, als auch negativ: Dopamin steigert unter anderem die Motivation, die Vorfreude und fördert den Antrieb, wird freigesetzt, wenn du isst (besonders Süßigkeiten) oder eben auch, wenn du sozialen Interaktionen wie Social Media frönst. Und weil es sich so gut anfühlt, willst du logischerweise immer mehr von diesem kurzzeitigen „Kick“, den du beim Ausstoßen von Dopamin erfährst.
Ein diese Thematik aufgreifender, nicht auf Trading bezogener Artikel, findet sich aus dem Sommer im Handelsblatt hier.
In diesem findest du einige sehr gute Möglichkeiten, deiner „Dopaminsucht“ Einhalt zu gebieten.
Aber in Bezug aufs Trading kann es schwierig sein, denn: du brauchst ja schließlich fortwährend Daten bzw. Informationen, um deine Handelsentscheidungen zu treffen und stehst somit vor einer sehr schwierigen Aufgabe, eben diese relevanten Daten/Informationen von Störgeräuschen zu filtern.
Zudem: ein gewisses Maß an Ablenkung im Laufe eines Handelstages ist akzeptabel. Es treten gemeinhin natürliche Konzentrationswellen auf, die zu- und abnehmen. Die Frage ist hier dann vielmehr, wie sehr du dich unnötigen Ablenkungen öffnest.
Was kannst du also tun, um deine Produktivität zu steigern und Ablenkungen in deinem Trading zu minimieren?
Suche zunächst nach einigen Beispielen, bei denen du abgelenkt wirst und das sowohl für dein Trading, als auch dein tägliches Leben generell ein Problem darstellt. Schreibe dann auf, warum es in diesen Situationen schwieriger ist, den Fokus aufrechtzuerhalten, und mache dir bewusst, warum es für dich persönlich und dein Trading offensichtlich besser ist, dass du dich hier verbesserst.
Erinnere dich zu Beginn eines jeden Tages und zu Beginn deiner Trading-Session, an jene Situationen, in denen du normalerweise Schwierigkeiten hast zu performen und vor allem, warum du dich hier verbessern musst. Gehe hierbei nicht nur mechanisch vor, lasse auch ein paar Emotionen einfließen, stell dir vor, dass eine unmittelbare Gefahr besteht. Das steigert die Erfolgschancen bei auftretenden Ablenkungen aktiv gegenzusteuern erheblich.
Wenn du merkst, dass dein Geist beginnt, nach Ablenkungen zu suchen, erinnere dich aktiv daran, warum es für dich wichtig ist, fokussiert zu bleiben und dich nicht ablenken zu lassen. Denke nicht, dass das leicht wird, denn die Eigendynamik deiner bisherigen Gewohnheiten ist stark und es wird einiges an Kraft erfordern, sich dagegen zu stemmen. Aber: die Motivation hinter deinem Ziel, dich zu verbessern wird dir die notwendige Kraft geben, der Ablenkung zu widerstehen.
Es sollte auch klar sein, dass du scheitern wirst, ganz besonders zu Beginn. Dein Ziel sollte hier sein, dranzubleiben, du baust im übertragenen Sinne einen Muskel auf – und das braucht eben Zeit und Geduld.
Aber, es kann auch sein, dass du zügig feststellst, dass du Fortschritte machst – lass dich davon nicht zu schnell überzeugen, dass du das Problem mit Ablenkungen in den Griff bekommen hast und konzentriere dich weiter auf dein diesbezüglich etabliertes „Training“. Du wirst immer wieder auf die Probe gestellt und musst jedes Mal beweisen, dass du der jeweiligen Ablenkung widerstehen kannst. Wenn du das oft genug unter Beweis stellst, beweist du, dass du die Kontrolle hast, der nächsten Ablenkung zu widerstehen.
Zudem: manchmal sind Ablenkungen nicht wirklich Ablenkungen. Oder anders: du weißt eventuell nicht, wie du deine Zeit effektiv nutzen sollst, besonders beim Trading, wo du ab und an auf einen entsprechenden Trade warten musst. Hier musst du lernen, dich zu langweilen.
Langeweile ist in diesem Zusammenhang kein Problem, sondern eine Möglichkeit, deinen Geist zur Ruhe kommen zu lassen mit dem Ziel, mehr Energie für Dinge zu haben, die dir wirklich wichtig sind.
Wie man das trainieren kann? Im täglichen Leben… Zum Beispiel: wenn du das nächste Mal im Supermarkt in der Schlange an der Kasse stehst, lass das Smartphone stecken. Lasse stattdessen deinen Geist ein wenig zur Ruhe kommen, konzentriere dich zum Beispiel auf deinen Atem, visualisiere vor deinem geistigen Auge, wie du ein- und wieder ausatmest.
Und zu guter Letzt: du bist keine Maschine, kein Superheld mit Superkräften. Du kannst nicht jederzeit, überall alles im Griff haben. Sobald du das versuchst, verlierst du deinen Fokus, im Falle deines Tradings auf eben dieses. Sei also einerseits fokussiert und versuche deine Ablenkungen in den Griff zu bekommen, tue das aber möglichst entspannt und erzwinge nichts.
Und jetzt: langweile dich! Lege dein Smartphone weg, schieße die Augen und visualisiere deinen Atem, wie du durch die Nase einatmest, die Luft deine Lungen füllt und du durch den Mund wieder ausatmest… 😉
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