Der heutige Blog-Artikel soll mal wieder auf einer E-Mail basieren, die mich vor kurzem erreichte.
Die Frage der Mail ist kurz gestellt, geht aber wesentlich tiefer, als das im ersten Moment scheint:
Gibt es eine Trading-Blockade?
Und vor allem:
Geht so eine Trading-Blockade auch wieder weg?
Zunächst einmal zur Definition der vorliegenden Trading-Blockade basierend auf den Auszügen aus der Mail, die mich erreichte:
Der Trader schrieb, dass er für sich eine Handelsstrategie formuliert hat, die er auch ausgiebig via eines entsprechenden Backtests getestet hat.
Das erhaltene Ergebnis entsprach seiner Erwartung, die formulierte Handelsstrategie war im betrachteten Zeitintervall (1.5 Jahre, was beim formulierten, sehr kurzfristigen Intraday-Handelsansatz sehr umfangreich ist) profitabel
Und jetzt die Krux:
Der Trader traut sich nicht den Knopf zu drücken, die Strategie in der Praxis real umzusetzen!
Das macht auf den ersten Blick gar keinen Sinn! Oder doch?
Überlege mal: du hast nach einem langwierigem Test, unglaublich anstrengender, teilweise frustrierender Arbeit, endlich einen scheinbar profitablen Ansatz gefunden.
Alleine durch den Umstand, dass du dich so intensiv mit dem Ansatz auseinandergesetzt und dir diesen hierdurch regelrecht zu eigen gemacht hast, sollte Vertrauen nach sich ziehen und die Überzeugung, dass der Ansatz funktionieren wird.
In Phasen, in denen er nicht funktioniert, wirst du, da du den Ansatz erdacht hast und um Kennzahlen wie Trefferquote, Payoff-Ratio oder auch Länge von Verlust-Serien bestens Bescheid weißt, in der Lage sein, die im Buch „Trader“ vorgestellte Technik „Induzieren rationalen Denkens“ anzuwenden und den Drawdown mental stabil auszuhalten.
Ergo, solltest du es eigentlich gar nicht erwarten können, endlich real loszulegen.
Und dann kommen plötzlich die Zweifel.
Kennst du das auch?
Was ist der mögliche Grund für eine solche Trading-Blockade?
Da mir dieses Phänomen bei einem Trader in der Tat nicht zum ersten Mal begegnet, habe ich mir hierüber einige Gedanken gemacht und denke, dass der Grund für diese Blockade vermutlich naheliegender ist, als man im ersten Moment denkt.
Erinnern wir uns hierzu einmal an den letzten Artikel in unserer Serie „7 Eigenschaften unprofitabler Trader“:
Unprofitable Trader führen kein Trading Journal
In diesem Blog-Artikel,
"Das Trading Journal oder: von der Angst messbar zu sein", hatte ich immer und immer wieder die penible Dokumentation des eigenen Tradings erwähnt, was die Möglichkeit beinhaltet z.B. mit Filtern zu arbeiten und unterm Strich „einfach“ mehr von dem zu machen, was funktioniert und weniger von dem was nicht funktioniert.
Was ich mit diesem Artikel bezwecke ist nachvollziehbar: ich versuche dich als Leser dazu zu motivieren, ein Trading Journal zu führen, damit du messbar wirst, dahingehend dass du klar erkennst, was funktioniert und was nicht funktioniert.
Ich konzentriere mich also auf das Positive, weil ich diesen Schritt bereits gegangen bin und demnach weiß, dass das für den Erfolg und Profitabilität, die im Trading absolut erstrebenswert ist, unabdingbar ist, aber vor allem: sich lohnt!
Nur: jemand, der dieses positive Gefühl mit dem Führen eines Trading Journals noch nicht verbindet, der sieht vor allem, dass er messbar ist.
Und messbar sein bedeutet nichts anderes als:
Mir wird ungeschönt vor Augen geführt, ob das was ich da mache
funktioniert oder eben nicht.
Der Schwenk zur mühsam erarbeiteten Handelsstrategie und der Angst, den Sprung in die reale Trading-Welt mit der Strategie zu wagen ist schnell gemacht:
Die Trading-Blockade, die einen nicht den Abzug tätigen lässt, ist die Angst davor, dass die Handelsstrategie doch nicht funktioniert und die Arbeit umsonst war.
Die Gründe können vielschichtig sein.
Zum Beispiel kann es sein, dass der ausgewählte Broker bei der Orderausführung schlicht nicht gut ist und die resultierende Slippage den Ansatz doch unprofitabel werden lässt.
Oder die verwendeten Kursdaten, mittels welcher man den Backtest gemacht hat, inakkurat waren, z.B. Trades ausgespart wurden, die unter realen Bedingungen gemacht worden wären und das Ergebnis weniger profitabel, sogar unprofitabel hätten werden lassen.
Oder, oder, oder…
Wie kann ich (m)eine Trading-Blockade lösen?
Ein Ansatz, der für mich gut funktioniert hat und immer noch funktioniert ist:
Tu es einfach!
Das hört sich zwar plump und stark vereinfacht an, ist aber die einzige Möglichkeit seine Blockade oder in diesem Fall auch Angst zu überwinden.
Eröffne einfach ein Handelskonto bei einem Broker, der für dein Projekt am geeignetsten scheint, besonders hinsichtlich der Kommissionen, aber bspw. auch der Möglichkeit sogenannte „Micros“ zu handeln.
Letzteres ist essentiell, impliziert das doch, dass du dein Projekt mit einem kleinen Konto beginnen kannst und entsprechend ein adäquates Risiko- und Money Management zwecks Reduktion der Volatilität in deiner Kapitalkurve und Risk of Ruin anwenden kannst.
Handle deine Strategie dann unter realen Bedingungen mit kleinem Geld und Risiko. Es geht hierbei nicht um Performance oder darum, soviel Geld aus dem Markt zu ziehen, dass du hierdurch deinen Lebensstandard sichern kannst.
Es geht hierbei darum, ein Gefühl für die Strategie zu bekommen.
Es geht darum, die Strategie unter realen Bedingungen performen zu sehen.
Es geht darum zu sehen, ob du gut mit der Strategie funktionierst.
Wenn all das gegeben ist, kannst du die Kontogröße langsam auf das von dir ursprünglich geplante Maß steigern.
Gebe dir eventuell auch gleich zu Beginn einen klaren Zeitrahmen vor, in welchem du diese Fragen für dich beantwortet haben möchtest.
Aber mache dir auch folgendes klar: Albert Einstein soll mal folgendes gesagt haben:
„Zwei Dinge sind zu unserer Arbeit nötig. Unermüdliche Ausdauer und die Bereitschaft, etwas, in das man viel Zeit und Arbeit gesteckt hat, wieder wegzuwerfen.“
Das bedeutet anders: solltest du hingegen feststellen, dass die Strategie doch nicht so gut funktioniert, dein durchgeführter Backtest eventuell fehlerhaft war oder auch du mit der Strategie nicht gut korrespondierst, beginnt all die Arbeit, die damit verbundene Frustration, die Unsicherheit, usw., von vorne.
Hier findet sich auch eine Eigenschaft meines „perfekten Traders“ aus meinem Buch „Trader“ wieder, dort schreibe ich:
„[…]Mein perfekter Trader fühlt sich zum Trading berufen.
Er tradet nicht basierend und mit der Aussicht darauf viel Geld zu verdienen, sondern weil Trading für ihn eine Leidenschaft ist, eine Möglichkeit jeden Tag und jederzeit Neues zu lernen und sich stetig zu verbessern.[…]“
Falls dir der Artikel gefallen hat, sende hierzu gerne eine Mail an jklatt@jk-trading.com
Hi, thanks for sharing this.