Der heutige Blog-Artikel soll sich einmal dem Trading des DAX widmen.
Allerdings soll es weniger um technische Feinheiten gehen wie zum Beispiel, wie sich der DAX-Stand berechnet, in welchem Verhältnis er zum FDAX an der EUREX steht oder auch welchen Unterschied ein Performance-Index und ein Kursindex haben. Stattdessen soll es um "Charaktereigenschaften" des DAX gehen.
Eventuell erinnert sich der ein oder andere noch an meine gemeinsamen DAX-Podcast-Serie mit Admiral Markets.
In einem der drei Teile „In 3 Schritten zum DAX Trader“ bezeichnete ich den DAX liebevoll als „Biest“ und im Folgenden will ich einmal darlegen, wie ich zu diesem Schluss komme.
Einleitend doch ein wenig „Technik“: DAX steht kurz für „Deutscher AktienindeX“.
Er setzt sich zusammen aus den 30 größten und (bezogen auf die Streubesitz-Marktkapitalisierung) liquidesten Unternehmen des deutschen Aktienmarktes.
Als einen der Gründe für die Attraktivität des DAX-Tradings gilt für mich die erstaunlich hohe Volatilität, auch auf Intraday-Basis.
In der Tat überrascht diese verhältnismäßig hohe Volatilität, sind die Deutschen global doch nicht unbedingt als das „dynamischste“ Volk bekannt, gelten zudem als „solide“ und nachhaltig wirtschaftend, nicht wirklich als Aktien-affin.
An dieser Stelle lohnt ein tieferer Blick: während Deutschland sicherlich die größte Volkswirtschaft der Euro-Zone ist und mit einem jährlichen Bruttoinlandsprodukt von etwa 3.95 Billionen USD im Jahr 2018 weltweit Platz 4 hinter den USA, China und Japan belegt hat, gilt es das dennoch ein wenig ins rechte Licht zu rücken.
So hatte Ende Mai 2020 die Unternehmens-Kombination „FANGMAN“ zum Beispiel (Facebook + Amazon + Google + Microsoft + Apple + Nvidia) gemeinsam eine Marktkapitalisierung von mehr als 6.1 Billionen USD erreicht.
Das ist insofern erwähnenswert, als das hierdurch nicht nur Deutschland, sondern sogar die Kombination aus Deutschland und Italien hinsichtlich ihres kombinierten jährlichen BIPs überflügelt wurde.
Stichwort Marktkapitalisierung im DAX
Im September 2019 betrug die gesamte Marktkapitalisierung der im DAX gelisteten Unternehmen 985.07 Milliarden Euro oder grob gesprochen „etwas weniger als eine Billion Euro“.
Zum Vergleich: Apple und Amazon haben jeweils eine Marktkapitalisierung größer 1 Billion USD (Stand: Juni 2020).
Warum begünstigt das, dass der DAX ein „Biest“ ist?
Nun ja, der DAX bzw. die 30 in ihm gelisteten Unternehmen ist als Repräsentant des Aktienmarktes der weltweit viertgrößten Volkswirtschaft nett formuliert „zu klein“.
Zwar ist das im ersten Moment nur meine persönliche Einschätzung, aber objektiver macht sich das auch am täglich durchschnittlichen Handelsvolumen bspw. im Vergleich zum S&P500 bemerkbar:
während im FDAX täglich ein durchschnittliches Volumen zwischen 20 – 25 Mrd. Euro an der Terminbörse EUREX gehandelt wird (Stand: Juni 2020), werden im Emini S&P500-Future an der CME bzw. GLOBEX pro Tag mehr als 100 Milliarden USD implizit durchschnittlich umgesetzt.
Daraus folgt, dass der DAX vergleichsweise „leicht“ ist, im Vergleich zum S&P500 deutlich weniger Marktbreite und -tiefe verfügbar ist.
Und diese mangelnde Marktbreite und Markttiefe sorgt im DAX für deutlich „zickigere, biestigere“ Bewegungen im Vergleich zum S&P500 zum Beispiel, aber auch zum hiesigen EuroStoxx50.
In diesem Zusammenhang ein wenig Statistik zur mathematischen Einordnung: der DAX verzeichnet im Schnitt rein statistisch in einem von 20 Monaten ein Minus von 8.9%.
Zum Vergleich: der S&P500 verzeichnet im gleichen Zeitraum im Schnitt in einem von 20 Monaten ein Minus von 6.2%.
Während die Differenz im ersten Moment gering anmutet, ist bei genauerer Betrachtung jedem aktiven DAX-Trader schon das ein oder andere mal aufgefallen (entweder positiv oder auch negativ): der DAX hat eine Tendenz zum „Übertreiben“ oder „Überschießen“ an charttechnisch relevanten Marken.
Hieraus lassen sich einige interessante Rückschlüsse fürs DAX-Trading ziehen:
Risiko-/Money Management
Bei den Ausführungen in Bezug auf die rein statistischen Verluste handelt es sich um „reine“ Bewegungen, sprich: es findet kein Hebel Anwendung, die Bewegung ist 1 zu 1 ungehebelt.
Wenn nun, so wie normalerweise beim klassischen Daytrading im DAX mit CFDs oder auch Futures gearbeitet wird, wird klar, dass ein striktes Risiko- und Money Management zum langfristigen Erfolg essentiell ist.
Nehmen wir ein Beispiel: bereits ein Hebeleinsatz von 1 zu 20 bedeutet, dass die Bewegung im DAX im DAX CFD nicht 8.9%, sondern 178% des eingesetzten Kapitals betragen können.
Und hier blicken wir auf monatliche Zahlen.
Selbst innerhalb eines Handelstages belaufen sich die Kursbewegungen im DAX, durch die mangelnde Marktbreite und -tiefe, auf aktuell auf 250 bis 300 Punkte, unter normalen, nicht Corona-beeinflussten Umständen liegen wir täglich zwischen 80 - 150 Punkte.
Nehmen wir hier einen DAX-Stand von z.B. 10.000 Punkten, bedeutet das Schwankungen in einer Größenordnung von 1 bis manchmal sogar 3% - wohlgemerkt ungehebelt.
Lange Rede, kurzer Sinn: konsequentes, diszipliniertes Risiko-Management ist der Schlüssel um langfristig eine Chance zu haben, das „Biest“ DAX zu zähmen.
Welche Handelsstrategie ist für den DAX die „richtige“?
Hierzu einmal ein Blick auf mein DAX-Trading: dieses läuft in Bezug auf den Einstieg in Positionen tatsächlich rein automatisiert über den MetaTrader ab, sprich:
ich habe bestimmte Vorgaben, z.B. eine Handelsspanne in einem bestimmten Zeitfenster,
schaue dann anhand eines gleitenden Durchschnitts wo aktuell der Vorteil liegt oder konkret: handelt der DAX drüber, handle ich nur Long-Ausbrüche, handeln wir drunter handle ich nur Short-Ausbrüche und
fertig.
Das ganze lässt sich in einen Algorithmus gießen bzw. ein Expert Advisor programmieren und den lasse ich wiederum über einen sogenannten VPS (Virtual Private Server) laufen.
Ergo: mein Trading läuft größtenteils über den MetaTrader automatisiert ab.
Durch diese Automatisierung gelingt es mir trotz schneller, zickiger Kursbewegungen im DAX meine Orders blitzschnell im Markt platzieren zu lassen, ausgestattet mit korrekter Positionsgröße, Stop Loss und Take Profit.
Meine Strategien selbst sind wiederum eine Kombination aus Trendfolge- und Breakout-Trading.
Bei letzterem handle ich den Ausbruch aus zuvor festgelegten Handelsspannen und spekuliere darauf, dass es zu dynamischen Ausbrüchen in Richtung des identifizierten Vorteils kommt und die mich dann im Optimalfall zügig in Richtung meines Gewinnmitnahmeziels katapultieren.
Hierzu bietet sich der DAX ganz besonders an, weil er durch die geringe Marktbreite und -tiefe entsprechendes „Überschusspotential“ hat.
Welche Handelszeiten sind für das DAX-Trading „optimal“?
Im Zusammenhang mit dem DAX spielt auch das Wissen um die „Haupthandelszeiten“ eine Rolle.
Auf den ersten Blick ist die Haupthandelszeit im DAX zwar der XETRA-Zeitraum zwischen 9 und 17:30 Uhr, aber…
...dadurch dass der DAX im Vergleich zum großen Bruder in den USA, dem S&P500, vergleichsweise klein ist, resultiert daraus, dass der DAX ab 14:30 Uhr nachmittags und allerspätestens ab 15:30 Uhr, wenn die Glocke an der Wallstreet läutet, abhängig von den Entwicklungen am US-amerikanischen Aktienmarkt und diesen sollte man, selbst wenn ihn nicht aktiv handelt, sondern sich nur auf den DAX konzentriert, immer beiläufig ebenfalls beobachten.
Hieraus lässt sich schließen, dass die am volatilsten und selbstbestimmteste Handelszeit im DAX die Zeit zwischen 9 und 11:30 Uhr morgens ist.
Dann wird es noch einmal zwischen 15:30 und 17:30 Uhr volatiler, wenn die US-Märkte reinkommen und ab 20:30/21 Uhr folgt der DAX nur noch den US-Indizes und der dortigen Price Action.
Allerdings liegt das Fenster in welchem ich den DAX aktiv handle bzw. innerhalb dessen Orders platziert werden auf den Zeitraum zwischen 9 bis 11:30 Uhr, allerspätestens 12 Uhr.
Zusammenfassung
Der DAX hat seine Eigenarten, wird von mir gerne als „Biest“ bezeichnet
Der Grund: die 30 im DAX gelisteten Unternehmen sind als Repräsentant des Aktienmarktes der weltweit viertgrößten Volkswirtschaft nett formuliert „zu klein“
In Zahlen: im FDAX wird täglich ein durchschnittliches Volumen zwischen 20 – 25 Mrd. Euro an der Terminbörse EUREX gehandelt wird (Stand: Juni 2020), im Emini S&P500-Future an der CME bzw. GLOBEX pro Tag mehr als 100 Milliarden USD implizit durchschnittlich umgesetzt
Daraus folgt, dass der DAX vergleichsweise „leicht“ ist, im Vergleich zum S&P500 deutlich weniger Marktbreite und -tiefe verfügbar ist, resultierend in deutlich „zickigeren, biestigeren“ Bewegungen im DAX im Vergleich zum großen Bruder aus den USA.
Für das DAX-Trading bedeutet das:
Konsequentes, diszipliniertes Risiko-Management ist der Schlüssel um langfristig eine Chance zu haben, das „Biest“ DAX zu zähmen
Intraday-Handel im DAX scheint besonders im Ausbruchshandel vielversprechend
Schnelle Bewegungen benötigen entweder eine (Teil-)Automatisierung der DAX-Orderaufgabe oder fortgeschrittene Trading-Werkzeuge für manuelles Trading (z.B. Admiral Markets Supreme Add On/Mini-Terminal)
Die selbstbestimmteste Handelszeit im DAX ist morgens zwischen 09:00 und 11:30/12 Uhr, ab 14:30 Uhr ist die Entwicklung im DAX abhängig vom US-Aktienmarkt
Abschließend:
DAX-Trading muss man erlebt haben, lernt man nicht durch Zuhören oder lesen.
Man lernt diese Eigenschaften durch aktives Handeln.
Daher würde ich auf jeden Fall empfehlen, mit einem Demo-Konto zu beginnen, um sich ein Bild von den Charaktereigenschaften des DAX zu machen.
Ein solches Demo-Konto kann man sich zum Beispiel bei Admiral Markets HIER herunterladen.
Ausgehend von verschiedenen Lern-Typen, findet sich dieser Blog-Artikel im Folgenden übrigens auch noch einmal als Podcast gemeinsam mit Admiral Markets:
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