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Übernehme ich in meinem Trading 100% Verantwortung?


Im heutigen Blog-Artikel wollen wir uns einer Frage aus der Trading-Psychologie stellen: übernehme ich zu 100% Verantwortung für bzw. in meinem Trading?


In der Tat wird diese Frage erfahrungsgemäß uneingeschränkt mit „Ja“ beantwortet, unabhängig davon ob es sich um einen Trading-Anfänger oder fortgeschrittenen Trader handelt.


Sobald man sich allerdings beginnt in der Tiefe mit dieser Frage zu beschäftigen, stellt sich heraus, dass das 100-prozentige Übernehmen von Verantwortung in seinem Trading, beispielsweise durch das angebliche Akzeptieren von Verlusten, erreicht durch das vorbildliche Setzen von Stopps, häufig nichts anderes als eine Art »Pseudo-Verantwortung« ist.


Pseudo-Verantwortung im Trading


In diesem Zusammenhang wollen wir auf einige Gedanken in einem meinerseits wärmstens empfohlenen Klassiker der Börsenliteratur zur Trading-Psychologie von Mark Douglas zurückgreifen.


In seinem Buch ‚Trading in the Zone: Master the Market with Confidence, Discipline, and a Winning Attitude‘ präsentiert Douglas den Gedanken, dass es für das professionelle, profitable Trading einen Glaubensgrundsatz zu verinnerlichen gilt, der einhergeht mit den grundlegenden Prinzipien eines auf Wahrscheinlichkeiten basierenden Umfeldes.


Douglas stellt hierbei heraus, dass ein solcher Glaubensgrundsatz auf fünf fundamentalen Wahrheiten fußt:


  • Alles ist jederzeit möglich und kann passieren.

  • Es ist nicht wichtig zu wissen, was als Nächstes passieren kann, um Geld im Trading zu verdienen.

  • Es gibt eine natürliche Verteilung (Normalverteilung) von Gewinn- und Verlust-Trades zu jedem Satz an »Variablen« (Einstieg, Ausstieg, Stopp-Management etc.), die einen Vorteil definieren (Vorteil = positiver Erwartungswert)

  • Ein Vorteil ist im erweiterten Sinne nichts mehr als die Indikation einer höheren Wahrscheinlichkeit dafür, dass eine Sache wahrscheinlicher geschieht als eine andere.

  • Jeder Moment im Markt ist einzigartig.


Lässt man diese, nach Douglas, fünf fundamentalen Wahrheiten des Tradings ein wenig auf sich hat wirken, offenbart sich, dass besonders die erste fundamentale Wahrheit


»Alles ist jederzeit möglich und kann passieren«


nichts weiter bedeutet, als dass der nächste Trade auch ein Verlierer sein kann.


Das scheint im ersten Moment nicht nötig zu erwähnen, doch nun musst du ehrlich zu dir sein:


Wie oft hast du schon eine Art »emotionales Ungleichgewicht« bzw. einen »Schmerz« verspürt, wenn ein von dir eingegangener Trade dann doch in den von dir ganz vorbildlich gesetzten Stopp gelaufen ist?


Jener »Schmerz« oder auch die verspürte »Unzufriedenheit« deinerseits rührt bei genauer Betrachtung aus deiner Erwartungshaltung bereits vor bzw. bei Eingehen des Trades, dass der Trade ein Gewinner sein wird.


Der Stopp wird hierbei im übertragenen Sinne nur gesetzt, »weil man das eben so machen soll«.


Aber genau diese Erwartung steht in krassem Widerspruch zu eben jenem Akzeptieren, dass am Markt jederzeit alles möglich ist und passieren kann und du demnach 100 Prozent Verantwortung für dein Trading übernimmst, entstehende mögliche Verluste bedingungslos akzeptierst.


Wie kann mir das in meinem Trading weiterhelfen?


Solltest du nun bei dir beim Eingehen der nächsten Trades und dann ganz besonders bei einem Stop Out dieses ein derartiges »mentales Ungleichgewicht« feststellen, liefert dir das eine wertvolle Information:


Vermutlich hast du noch keinen Glaubensgrundsatz für dich entwickelt, der einhergeht mit den grundlegenden Prinzipien eines auf Wahrscheinlichkeiten basierenden Umfeldes.

Das bedeutet etwas anders: stell dir vor, du handelst eine Strategie mit einer hypothetischen Trefferquote von 70%.


Dann heißt das zwar, dass du in der Mehrzahl der Fälle richtig liegen wirst (im Schnitt 7 aus 10 Trades).


Aber du wirst garantiert Verlust-Trades haben, auch wenn die menschliche Natur dazu tendiert bei einer Trefferquote von 70% davon auszugehen, dass der nächste Trade garantiert ein Gewinn-Trade sein wird, obwohl es hierfür eben nur eine erhöhte Wahrscheinlichkeit gibt und du langfristig und über eine Vielzahl von Trades, bei einem entsprechenden Payoff-Ratio, unterm Strich ein „Mehr“ auf deinem Handelskonto ausmachen wirst können.


Ein Trader, der sich von diesem „Garantie-Denkendistanziert und die gegebene Wahrscheinlichkeit eines Verlustes akzeptiert, erleidet durch das Nicht-Erfüllen seiner Erwartung, dass der nächste Trade garantiert ein Gewinner sein wird, kein ‚Trauma‘, wie dies ein Trader mit einem entsprechenden „Garantie-Denken“ erleiden wird.


Tatsächlich beginnt ein in Wahrscheinlichkeit denkender Trader das Große, Ganze zu erkennen und die Tatsache zu akzeptieren, dass das Ergebnis eines einzelnen Trades zufällig ist, während das Ergebnis vieler zufälliger Trades, die mit einem positiven Erwartungswert versehen sind, nicht zufällig sondern vorhersagbar ist und sich in einer steigenden Kapitalkurve widerspiegeln wird.


Sollte dir der Artikel gefallen haben, sende dein Feedback gerne an jklatt@jk-trading.com

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