Wie bereits im Artikel „Was sind Optionen?“ aufgegriffen, erwirbt der Optionsinhaber das Recht, hat aber nicht die Pflicht, eine bestimmte Menge eines Gutes (Basiswert / Underlying) zu einem im Voraus festgelegten Preis (Ausübungspreis / Strike) zu kaufen (Long-Call) oder zu verkaufen (Long-Put).
Schauen wir im Folgenden zur besseren Illustration auf Put-Optionen und hier auf den Käufer einer Put-Option (Long-Put): dieser setzt auf fallende Preise.
Auszahlungsprofil Long-Put:
Zudem ist bekannt, dass der Options-Stillhalter (also der Verkäufer einer Put-Option) auf einen gleichbleibenden oder steigenden Kurs setzt.
Er zielt also auf das Vereinnahmen der Optionsprämie ab:
Auszahlungsprofil Short-Put:
Aus obiger Grafik folgt, dass der Optionsstillhalter offenbar einen Verlust erleidet, fällt der Markt unter den Basispreis bzw. Strike-Preis.
Die logische Frage, die sich stellt:
Was kann der Optionsstillhalter tun, um sich gegen diesen Verlust abzusichern?
Relativ einfach: er muss einen Weg finden, von fallenden Kursen zu profitieren.
Und dies tut er über den Verkauf von DAX-Positionen, primär am Terminmarkt.
Das im Artikel „Was sind Optionen? - Die Griechen“ erwähnte „Delta-Hedging“ kommt hier ins Spiel:
es ist bekannt, dass der Optionsstillhalter, der Shorts verkauft hat, Delta Long ist.
Demnach ist der Gegenpart "Long Put" und somit Delta Short, profitiert also von fallenden Notierungen.
Um diese Position aufzulösen, muss der Stillhalter im geschilderten Fall Delta verkaufen, was durch einen FDAX Short gelingt.
Grafisch lässt sich das wie folgt einfangen: da auf der linken Seite der Ast "abknickt", braucht es einen aufsteigenden Ast, der das Ganze ausgleicht.
Erreicht wird das mittels eines FDAX Shorts, sodass es zu einem "Hedge" kommt (grob und in grün):
Was bedeutet das für den CFD- und Spot-FX-Trader?
Obige Betrachtungen bzw. Ableitungen ausgehend von der Positionierung institutioneller Marktteilnehmer am Terminmarkt können vom Privatanleger genutzt werden, um „natürliche“ Unterstützungs- und Widerstandsbereiche zu identifizieren.
Kommt es zu einem Fall über bzw. unter dieses Bereiche, sind die Chancen für dynamische Bewegungen infolge einsetzender Absicherungsgeschäfte gut.
Beispiel: identifiziert man das höchste Open Interest geschriebener Puts auf die 10.000er Marke im DAX, dann bedeutet dies, dass institutionelle Marktteilnehmer im übertragenen Sinne eine Wette auf den DAX abgeschlossen haben, dass dieser zum Verfallstag oberhalb von 10.000 Punkten handelt.
Die Trades derjenigen Marktteilnehmer, die Long Put sind, gehen in diesem Fall nicht auf, die Stillhalter vereinnahmen vollständig die Optionsprämie.
Läuft nun eine Meldung über den Ticker, die den DAX infolge starken Verkaufdrucks unter 10.000 Punkte stürzen lassen, müssen die Stillhalter ihre nicht aufgehenden Wetten absichern und den DAX verkaufen.
Dies verstärkt den Verkaufsdruck im DAX noch einmal und kann für einen dynamischen Kursverlauf auf der Unterseite sorgen.
Grundsätzlich lässt sich sagen, dass die Betrachtung des Open Interests am Optionsmarkt (EUREX) rund zwei Wochen vor dem jeweiligen Verfall interessant wird.
Desto näher besagter Verfall rückt, umso eher versuchen die jeweiligen Marktteilnehmern den Markt in eine für ihre "Options-Wetten“ günstige Position zu bewegen.
Wo bekomme das Open Interest und die Information her, dass ich weiß, wo Stillhalter in eine solche Notlage geraten?
Informationen rund um das Open Interest im FDAX finden sich an der EUREX in tabellarischer Form unter http://www.eurexchange.com/exchange-de/produkte/idx/dax/DAX--Optionen/17256 im Bereich "Statistik“ und dort unter ODAX und "Call“ und "Put“:
Übung: versuche eigenständig nachzuvollziehen, wie sich die Situation im Falle steigender Kurse für einen Options-Stillhalter darstellt, der Short Call ist (Call-Optionen geschrieben hat) und sende deine Idee via Email an jklatt@jk-trading.com.
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