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Wie verhindert man emotionales Trading?


Der heutige Blog-Artikel soll sich einer fundamentalen Frage widmen: wie schaffe ich es eigentlich, von meinen Emotionen und somit kognitiven Verzerrungen weg, einfach meinen Handelsansatz durch zu handeln?


Vor einigen Tagen erreichte mich eine Anfrage über meine Webseite. Diese war von einem Schweizer Gymnasiasten, der mir schrieb, dass er sich in seiner Abschlussarbeit dem Thema Forex-Trading gewidmet hat und hier ganz besonders den Aspekten „Risiko- und Money Management"und "Psychologie (Behavioral Finance)".


Er schrieb weiter, dass er im Zuge seiner zusammengetragenen Informationen zu diesem Thema, vor einigen Monaten mein erstes Buch „Forex-Trading: Grundlagen, Strategien und Methoden für den erfolgreichen Devisen-Trader“ gekauft hat, welches ihm einen sehr guten Überblick über die Materie gab, eventuell auch ganz besonders deshalb, da den Themen „Risiko- und Money-Management“ und „Behavioral Finance“ ein ganz besonderer Fokus gewidmet wird.


Neben der Tatsache, das sich mich unglaublich geehrt gefühlt habe, dass meine Gedanken bzw. mein Buch als Grundlage für seine schulische Abschlussarbeit herhalten durften, imponierte ganz besonders, dass er bereits ein Experiment mit seinen Klassenkameraden durchgeführt hatte, in welchem er meine im Buch dargelegte ThesePrivatanleger lassen Verluste laufen und begrenzen ihre Gewinn-Tradespraktisch bewiesen hat.


Im letzten Teil seiner Arbeit bewegte ihn nun allerdings eine sehr fundamentale Frage, die deutlich zeigt, wie intensiv er bis dato mit dem Thema „Kognitive Verzerrungen im Trading“ auseinandergesetzt hat.


Er fragt sich:


"Wie bringt man einen Trader dazu, sein Trading System rational durchzuziehen (Beispielsweise einen Take Profit und Stop Loss ständig bei jedem Trade einzubauen, und diesen auch immer drin zu lassen), obwohl negative Emotionen (Beispielsweise in Angesicht mehrerer Verluste) davon abraten?"


Oder kurz zusammengefasst:


"Wie verhindert man emotionales Trading?"


Im Folgenden möchte ich euch meine Antwort an ihn hier präsentieren:


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Hallo Herr R.,


vielen Dank für Ihre Nachricht. Ich fühle mich tatsächlich sehr geehrt und bin auch ein kleines bisschen stolz auf mich, dass mein erstes Buch es sogar zu einer Lektüre für eine Abschlussarbeit schafft, irgendwie ein kleiner Ritterschlag für mich. 😊


Gerne möchte ich Ihre Frage beantworten: "Wie bringt man einen Trader dazu, sein Trading System rational durchzuziehen (Beispielsweise einen Take Profit und Stop Loss ständig bei jedem Trade einzubauen, und diesen auch immer drin zu lassen), obwohl negative Emotionen (Beispielsweise in Angesicht mehrerer Verluste) davon abraten?"


In meinem kürzlich erschienen Buch „Trader“ stelle ich die These „90-90-90“ auf:


90% der Trader verlieren 90% Ihrer Einlage in 90 Tagen. Meine These: nahezu alle dieser 90% verfügen über keine nachweislich profitable Handelsstrategie.

Was mich mittlerweile ein wenig beschäftigt ist die Frage, ob es nicht vielleicht besser gewesen wäre zu sagen: 90% aller Trader verfügen über keinen nachweislich profitablen Trading-Plan.


Denn ein Trading-Plan ist sehr viel mehr als eine Handelsstrategie. Viele verwechseln mit Trading-Plan ein Handelssystem, welches Aspekte regelt wie:


Wie komme ich rein in bzw. raus aus dem Markt?“ oder „Welchen Markt, welches Asset/Währungspaar und welche Zeitebene plane ich zu handeln?


Ein Trading-Plan ist viel mehr: er definiert z.B., wer ich überhaupt bin.


Er beantwortet Fragen wie

  • „Warum will ich überhaupt traden?“,

  • „Wie lässt sich Trading mit meinen erstrebenswerten Lebenszielen vereinbaren, wie mit meinem Leben generell (Familie, Beruf)?“,

  • „Was charakterisiert mich, wo liegen meine persönlichen Stärken, wo meine Schwächen?“ oder auch

  • „Was sind meine nicht-monetären Ziele im Trading?“ (anders: ein Trader, der nur des Geldverdienen willens tradet, wird langfristig kaum erfolgreich sein; mir bekannte, profitable, erfolgreiche Trader verbindet vor allem eins: sie ziehen aus dem Trading für sich selbst eine unglaublich tiefe Befriedigung, fühlen sich zum Trading berufen; Geld ist bei diesem Prozess, den sie durchlaufen, nur ein Nebenprodukt).

Um das in Einklang mit Ihrer Frage „Wie verhindert man emotionales Trading?“ zu bringen und diese zu beantworten:


man sollte für sich einen klaren Ablaufplan formulieren, der u.a. obige Fragen beantwortet (bzgl. der Frage „Wer bin ich?“, arbeite ich z.B. mit einem Fragebogen, der als Basis für meiner täglichen (oder wöchentlichen) Handelsroutine dient: https://www.trader-dasbuch.de/tradingpsychologie.html) und lern- bzw. prozessorientiert ist und diesen voranschreitenden Prozess in den Mittelpunkt seines Tradings stellen, nicht das Geldverdienen selbst).


Eine klare Dokumentation Ihres voranschreitenden Prozess in einem Trading Journal, der weit über das Dokumentieren bloßer Ein-/Ausstiege, des Risikos des Trades, etc. geht ist hierbei essentiell.


Das Journal sollte auch Dinge umfassen wie z.B. Ihr Befinden („Fühl ich mich gut/schlecht?“; wenn ich mich gut fühle: „Warum fühle ich mich gut?“ bzw. „Was habe ich getan, um mich gut zu fühlen?“), ob Sie Ihre täglichen Tagesablaufplan eingehalten haben, ob Sie unter Stress standen oder nicht, usw.


Was man dann machen kann ist:

  • Sie dokumentieren Ihre Trades klassisch ohne Filter.

  • Anschließend legen Sie einen Filter über Ihr Ergebnis und lassen alle Trades aus der Betrachtung raus, wo Sie sich z.B. nicht gut gefühlt haben.

  • Ist das Ergebnis dann besser, handeln Sie in Zukunft bspw. mit reduzierter Positionsgröße oder gar nicht, wenn Sie sich nicht gut fühlen.

Was offenbar wird: es ist wichtig zu wissen, wie das ist wenn und wieso man sich gut bzw. schlecht fühlt.


Und es ist auch wichtig zu wissen, wie man den Zustand eines guten Gefühls erreicht.


Unterm Strich bleibt dann: tun Sie dann mehr von dem, was funktioniert und weniger von dem, was nicht funktioniert.


Wenn man auf diese Weise Prozess-orientiert und -optimiert in seinem Trading arbeitet, ist es sehr viel leichter ein nachweislich profitables Handelssystem, dessen Kern auf „Gewinner laufen lassen, Verluste begrenzen“ fußt, zu handeln und den negativen Einfluss kognitiver Verzerrungen (wie z.B. der Verlustaversion) auf sein Handeln zu reduzieren bzw. nahezu komplett abzustellen.


Idee für die praktische Umsetzung


Als Basis für ein solch Prozess-orientiertes Trading kann ein Glaubensgrundsatz sehr weiterhelfen. Lauten könnte er z.B. wie folgt:


„Verluste sind Teil des Trading-Business. Ich weiß, dass mein gehandelter Ansatz profitabel ist und einen positiven Erwartungswert verspricht, trotz zu erleidender Verluste. Diese Verluste sind der Preis für meine nächste Trading-Chance. Durch mein solides und gut durchdachtes Risiko- und Money-Management weiß ich, dass mein Risk of Ruin, also mein Risiko bankrott zu gehen, 0 ist. Hierdurch ist gewährleistet, dass ich trotz Verlusten lange genug im Trading-Spiel bleibe, um langfristig und nach einer Vielzahl von Trades meinen positiven Erwartungswert zu realisieren und mit meinem Trading unterm Strich Geld zu verdienen.“


Anschließend lässt sich ein Trading-Ablaufplan wie folgt formulieren (wir bringen Routine in unser Trading):


  • Vorbereitung: Ziel: starte gut vorbereitet und fokussiert in dein tägliches Trading („Was muss ich tun, um ein gutes Gefühl zu haben?“ (Frühstück, Früh-Sport, etc.); „Wie schaut mein Glaubensgrundsatz aus, was sind meine nicht-monetär gesetzten Ziele für den Tag“, etc.)

  • Trading: Umsetzung meines Wissens bzw. meiner Handelsstrategie und NUR das, sprich: versuche nach Möglichkeit keine Bewertung deines Tradings vorzunehmen (anders: man sollte nicht auf die PnL schauen und/oder das Ergebnis eines einzelnen Trades, da das Ergebnis dieses bekanntlich zufällig ist; hierdurch wird die Gefahr kognitiver Verzerrungen zu unterliegen deutlich reduziert)

  • Resultat: Dokumentation des Trading-Ergebnisses, deiner Gefühle, besonderer Vorkommnisse (haben News meinen Trade beeinflusst), etc.

  • Bewertung: „War der Trade im Einklang mit meinem Handelsansatz?“, „War die technische Ausführung korrekt?“, „Ist Gewinn/Verlust so kalkulierbar gewesen oder durch Slippage größer/kleiner?“, „Wurde der Trade durch News-Events beeinflusst?“, „Wurden persönlich gesetzte Ziele erreicht?“, etc.

  • Analyse: Mit zeitlichem Abstand erfolgt dann eine Analyse des Trading-Ergebnisses aus qualitativer Sicht und man beantwortet Fragen wie „Welche neuen Erkenntnisse nehme ich für nächste Trading-Session mit, was lassen sich hieraus für neue prozess-orientierte Ziele formulieren?“

Ich hoffe, dass das Ihre Frage beantwortet, sollten noch Fragen offen sein, schreiben Sie mir gerne jederzeit.


Ich wünsche Ihnen viel Erfolg mit Ihrer Abschlussarbeit und zunächst einmal ein schönes Wochenende,


beste Grüße aus Berlin,


Jens Klatt


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Falls du auch eine Trading-spezifische Frage hast, die dich beschäftigt und du dir eine Antwort wünscht und mir zutraust diese zu beantworten, sende mir gerne deine Gedanken und deine Frage an jklatt@jk-trading.com und ich werde diese gerne als Grundlage für einen eigenen Blog-Artikel nutzen.

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